Bild: Cannabis psychische Gesundheit

Zentrale Rolle von Cannabinoiden

Endocannabinoide und ihre Rezeptoren spielen eine zentrale Rolle in der Hirnentwicklung und -funktion. Sie sind an der Regulation der Synapsenbildung, dem synaptischen Pruning, der neuronalen Aktivität, der emotionalen und kognitiven Funktionen sowie an der Aufrechterhaltung der zellulären Homöostase und der Neuroprotektion beteiligt. 

Ein gestörtes Endocannabinoid-System kann daher weitreichende Auswirkungen auf die Hirnentwicklung und die allgemeine neurologische Gesundheit haben.

1. Hirnentwicklung

  • Synaptisches Pruning:
  • Prozess: Während der Hirnentwicklung, insbesondere in der Adoleszenz, erfolgt ein „Pruning“ (Ausdünnen) unbenutzter neuronaler Verbindungen, um effizientere neuronale Netzwerke zu schaffen.
  • Cannabinoid-Einfluss: Cannabinoide können diesen Prozess stören, was zu langfristigen strukturellen und funktionellen Veränderungen im Gehirn führen kann.
  • Neuronendichte:
  • Veränderungen: Erwachsene haben etwa 41 % weniger Neuronen als Neugeborene aufgrund des Prunings. Cannabinoide können diesen natürlichen Prozess beeinflussen und möglicherweise ungenutzte, aber wichtige neuronale Verbindungen zerstören.

2. Kognitive Funktionen

  • Kognitive Defizite:
  • Beeinträchtigung: Langfristiger Cannabiskonsum kann zu dauerhaften kognitiven Defiziten führen, wie Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Exekutivfunktionen.
  • Unvollständige Erholung: Diese Defizite können auch nach Abstinenz bestehen bleiben und sind besonders schwerwiegend bei Konsumbeginn im Jugendalter.
  • Geschlechtsspezifische Unterschiede:
  • Unterschiede im Gedächtnisverlust: Es gibt geschlechtsspezifische Unterschiede in den neuropsychologischen Defiziten, wobei einige Studien zeigen, dass Männer und Frauen unterschiedlich betroffen sein können.

3. Psychische Gesundheit

  • Risiko für psychotische Störungen:
  • Erhöhtes Risiko: Besonders bei hoch potentem Cannabis ist das Risiko für psychotische Störungen, einschließlich Schizophrenie, signifikant erhöht. Jugendliche und junge Erwachsene sind aufgrund der Hirnentwicklung besonders gefährdet.
  • Mechanismus: THC, der psychoaktive Bestandteil von Cannabis, ist als Hauptverursacher von Psychosen und Schizophrenie identifiziert worden.
  • Depression und Suizidalität:
  • Zusammenhänge: Häufiger Cannabiskonsum im Jugendalter ist mit höheren Depressionswerten und einem erhöhten Risiko für suizidale Gedanken und Versuche verbunden.

4. Lernen und soziales Verhalten

  • Tierstudien:
  • Ergebnisse: Tierstudien unterstützen die Hypothese, dass frühzeitiger und intensiver Cannabiskonsum das Lernen und das soziale Verhalten negativ beeinflussen kann.
  • Übertragbarkeit: Diese Ergebnisse können auf den Menschen übertragen werden, was die Bedeutung einer frühen Prävention und Aufklärung betont.

5. Langfristige strukturelle Veränderungen

  • Veränderungen in CB1-reichen Bereichen:
  • Strukturelle Veränderungen: Langzeitkonsumenten zeigen Veränderungen in Hirnregionen, die reich an CB1-Rezeptoren sind. Diese Veränderungen können das Risiko für neuropsychologische Defizite erhöhen.
  • Beispielregionen: Dazu gehören Bereiche wie der präfrontale Kortex, der für Entscheidungsfindung und Impulskontrolle verantwortlich ist.

6. Empfindlichkeit des jugendlichen Gehirns

  • Anfälligkeit für Schäden:
  • Jugendliche Gehirne: Aufgrund der laufenden Hirnentwicklung sind Jugendliche besonders anfällig für die negativen Auswirkungen von Cannabinoiden.
  • Empfindlichkeit: Studien zeigen, dass Jugendliche, die früh und intensiv Cannabis konsumieren, ein höheres Risiko für langfristige negative Auswirkungen haben.

Quellen: 

  • Huttenlocher, Peter R., and de Courten, Charles. „The development of synapses in striate cortex of man.“ Human Neurobiology 6, no. 1 (1987): 1-9.
  • Rakic, Pasko, and Patricia S. Goldman-Rakic. „Development and modifiability of the cerebral cortex.“ Neurosciences Research Program Bulletin 20, no. 3 (1982): 433-452.
  • Selemon, Lynn D., and Patricia S. Goldman-Rakic. „The reduced neuropil hypothesis: a circuit based model of schizophrenia.“ Biological Psychiatry 45, no. 1 (1999): 17-25.
  • Bild: DALLE